Gender, Health and the Deviant Body – Intersektionale Zugänge zu Körper, Gesundheit und Geschlecht

Ringvorlesung des IZfG im Sommersemester 2022

Konzeption: VProf.in Dr. Jennifer S. Henke und JProf. Dr. Klaus Birnstiel

Ort: Universität Greifswald, Ernst-Lohmeyer-Platz 6, Hörsaal 1

Uhrzeit: 16 Uhr c.t.

Die Ringvorlesung verbindet interdisziplinäre Fragen zum Verhältnis von Geschlecht, Körper und Gesundheit: Welche Rolle spielen Faktoren wie race, age, (dis)ability oder class für Gesundheit, Krankheit und Körperlichkeit? Was verstehen wir unter ,Gesundheit‘ und wer besitzt die diskursive Macht mit Blick auf vermeintlich abweichende Körper? Wie hängen etwa Gesundheit und Gewalt zusammen? Wie unterschiedliche Diskriminierungsmechanismen miteinander verschränkt sind und welche Implikationen diese Überschneidungen für repräsentierte wie gelebte Erfahrungen von Körperlichkeit haben können – das sind Fragen, mit denen sich die interdisziplinäre Ringvorlesung Gender, Health and the Deviant Body – Intersekt ionale Zugänge zu Körper, Gesundheit und Geschlecht beschäftigt. Die Vorträge aus den Bereichen der disability studies, medical humanities, (post)colonial studies, gender/ queer studies, critical race theory und den body studies werden dabei den Konnex zwischen Geschlecht, Gesundheit und Körper aus intersektionaler Perspektive zur Diskussion stellen.

 

Hier finden Sie Informationen zu den einzelnen Vorträgen:

25.04.2022 - Prof.in Dr. Anne Waldschmidt: Gender & Queer meets Disability: Theorieansätze, Forschungsstand und Debatten der Feministischen & Queer Disability Studies

Prof.in Dr. Anne Waldschmidt (Universität Köln)

Der Vortrag thematisiert die Verbindungen von (Nicht-)Behinderung (dis/ability) und Geschlecht aus Sicht der interdisziplinären Disability Studies. Nach einer Skizze zur Entwicklungsgeschichte des Forschungsfeldes werden der Forschungsstand in den Feminist & Queer Disability Studies und Theorieansätze wie z.B. Intersektionalität erläutert. Anschließend geht es um Sexualität, Fortpflanzung und Biopolitik als wichtige Themenfelder und es werden anhand eines Fallbeispiels die Intersektionen von Körper, Normalität und Inklusion diskutiert.

11.05.2022 - Dr.in Sukla Chatterjee: Women and their Defiant Bodies: Glimpses of Gendered Violence in the Short Stories of Sadat Hasan Manto

Dr.in Sukla Chatterjee (Universität Bremen)

The talk focuses on the defiant as well as the deviant bodies in the short stories of Sadat Hasan Manto to analyze the spectrum of violence and its portrayal in South Asian literature. Focusing on Manto’s stories that are set in the background of one of the most turbulent times in the history of South Asia, namely the partition of India, the talk explores the intersection of bodies, violence, and human psyche to arrive at a nuanced understanding of the effects of cultural trauma.

25.05.2022 - Dorothee Marx M.A.: Disability, Gender, Race: Intersektionale Ansätze in der Comicforschung

Dorothee Marx, M.A. (Universität Kiel)

Menschen mit Behinderungen werden vielfach nicht als vollwertige Personen mit einer komplexen, intersektionalen Identität wahrgenommen. Stattdessen gerät ihre Behinderung schnell zu einem alleinigen „Master status“ (Couser 2005: 603), der sich auf alle Aspekte ihrer Identität wie Geschlecht, Sexualität und race auswirkt und deren Wahrnehmung beeinflusst. Anhand von verschiedenen autobiographischen Comics betrachtet mein Vortrag die Konstruktion von disability aus einer intersektionalen Perspektive und geht auf das Zusammenwirken verschiedener Identitätskategorien ein.

Wir bitten freundlich um das Tragen einer medizinischen Maske.

Sie sind herzlich eingeladen, dem Vortrag mithilfe des bereitgestellten Manuskripts zu folgen.

22.06.2022 - Prof.in Dr. Katharina Wesselmann: Notha mulier. Sprechen über Attis in Catulls carmen 63

Prof.in Dr. Katharina Wesselmann (Universität Kiel)

Catull erzählt von einem jungen Griechen, der in den Bann der phrygischen Göttin Kybele gerät. Diese versetzt ihre Anhänger in Ekstase, worauf sie sich selbst kastrieren. Nachdem Attis diesen Schritt vollzogen hat, versieht Catull die Figur wechselweise mit maskulinen und femininen Pronomen, und das so irrlichternd, dass sich Textkritik und Übersetzungen intensiv daran abgearbeitet haben. Was ist die notha mulier Attis, die ‘falsche Frau’? Und wie spricht man über diese Figur? Gerade vor dem Hintergrund aktueller Debatten über fluide Geschlechtsidentitäten tun sich neue Erkenntnisse über das Gedicht und seine Geschichte auf.

ENTFÄLLT 06.07.2022 - Dr. Cedric Essi: Die Körperpolitik des Melting- Pot-Mythos

MUSS WEGEN KRANKHEIT ERSATZLOS ENTFALLEN

Dr. Cedric Essi (Universität Osnabrück)
Die Idee des ‚melting pot_ gilt immer noch oft als ein inkludierendes Gesellschaftsmodell der US-amerikanischen Nation. Über einen intersektionalen Zugang zeigt Cedric Essi allerdings, welche Körper von diesem Gemeinschaftsideal historisch ausgeschlossen wurden bzw. werden und in welchem Zusammenhang diese Ausschlüsse mit Gesundheitsdiskursen stehen. Der Vortrag illustriert diese Körperpolitik anhand einer Kulturpraxis, die für die USA zentral ist: Genealogie. Die Erforschung und Dokumentation der eigenen Abstammung wird immer wieder als nationale ‚Sucht‘ beschrieben und ist eng dem reproduktiven Melting-Pot-Mythos verknüpft. Durch einen Überblick historischer und aktueller Genealogiepraktiken wird klar, welche Körper zum angeblichen ‚Wohl‘ der Nation als deviant markiert wurden und wie diese nun aber den Mythos des Melting Pot neu erfinden.