Seminare und Vorträge im WS 2023/2024
Seminar: Einführung in die Gender Studies
Katrin Horn
WS 2023/2024
Dieser Kurs richtet sich an Studierende aller Fachrichtungen und führt in die inter- disziplinäre Relevanz und Anwendung der Gender Studies ein. Er vermittelt dabei einen Überbl_ick über die Entwicklung der Gender Studies und bietet schlaglichtartig —mit einem Fokus auf literatur-, kultur-, medienwissenschaftlichen Betrachtungen sowie auf der Verzahnung von Geschlecht und Wissen(schaft) — Einblicke in zen- trale Themen, Texte und Theorien. Studierende erarbeiten sich in Lektüre und Diskussion Grundkenntnisse der wissen- schaftlichen Auseinandersetzung mit Genese, Normierung und Infragestellung von Gender als gesellschaftlich relevante Kategorie. Die erarbeiteten Fähigkeiten und Kenntnisse werden in der abschließenden Hausarbeit zu Anwendung gebracht, in der Studierende selbstständig Problemstellungen aus Wissenschaft, Kultur und Ge- sellschaft aus Perspektive der Gender Studies analysieren und reflektieren. Die Einführung wird in einen Blended Learning-Format gestaltet, welches Präsenz- lehre und asynchrone Online-Selbstlernphasen verbindet. 12
Seminar: The Queer 1990s
Katrin Horn
WS 2023/2024
In this seminar, we will look at the 1990s as a decade of pivotal changes in US American culture in terms of understanding and representing LGBTQ+ identities. The last decade of the twentieth century saw such varied developments as the suc- cess of New Queer Cinema and the birth of Queer Theory, the commercialization of Lesbian Chic and the backlash against out celebrities, AIDS activism and the estab- lishment of homonormativity. This seminar will offer a survey of these crucial events and guide students in engaging with them critically and productively and in conside- ring their lasting legacy and impact on our current moment. In keeping with the queer impetus to disrupt the status quo, this seminar will focus on "non-traditional" texts such as independent movies, ephemera, and activist publi- cations as its primary material for (historical/cultural) analysis. A second focus will be on foundational publications of queer studies that will frame our discussions. The overall goal of this seminar is to familiarize students with crucial, yet often neglected, aspects of recent US American history, raise awareness for the interdependencies of cultural, social, and academic developments, and encourage students to reflect on the contingencies of today’s socio-cultural as well as disciplinary norms. This class will be taught in a blended format, combining asynchronous assignments with in-classroom meetings, All reading material will be provided via moodle.
Seminar: Novellen
Heide Volkening
WS 2023/2024
Novellen galten als ein literarisch besonders unterhaltsames Genre und standen daher nicht immer im besten Ruf, Der schon im Namen anklingende Fokus auf das Neue und die Neuigkeit, eine Erzählweise, die an die Struktur des Dramas angelehnt ist, die Häufigkeit erotischer Motive und Themen — alle diese Zuschreibungen rücken die Novelle in die Nähe des mündlichen Klatsches. Und dennoch hat die Gattung seit Goethes Unterhaltungen deutscher Ausgewanderter von 1795 einen festen Platz in der deutschsprachigen Literaturgeschichte. Das Seminar möchte diese Geschichte der Gattung mit Blick auf zwei Schwerpunkte um 1800 und um 1900 verfolgen, dabei neben bekannten Novellen auch unbekanntere Texte einbeziehen und so den Zusammenhang von Literaturgeschichte und Gattung herstellen und diskutieren. Ein besonderer Fokus liegt thematisch auf der Darstellung und Relevanz von Geschlecht. Zugleich sollen methodische Fragen der Literaturgeschichtsschreibung, etwa mit Blick auf das Paradigma Nationalphilologie, erarbeitet werden. Eine Auswahl der zu lesenden Novellen wird in der ersten Sitzung festgelegt. Da sich über Novellen nur sinnvoll sprechen lässt, wenn sie in Gänze gelesen werden, setzt das Seminar die Bereitschaft zur intensiven Lektüre voraus.
Vorlesung/Übung: Geschichte des Strafens im 19. und 20. Jahrhundert
Annelie Ramsbrock
WS 2023/2024
Seit der Geburt des Gefängnisses ist mit ihm die Vorstellung verbunden, dass Straftäter durch ihre Freiheitsstrafe ‚gebessert‘ werden und künftig keine weiteren Straf- taten begehen. Wenngleich sich an dieser Grundidee bis heute nichts geändert hat, unterlagen die Mittel und Methoden, die dazu im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts geeignet erschienen ebenso einem historischen Wandel wie das Verhältnis von Staatsverständnis, Straflogik und Menschenbild. Dieses Zusammenspiel soll in der Vorlesung und der sich ihr anschließenden Übung als Teil der allgemeinen Gesellschaftsgeschichte in unterschiedlichen historischen Konstellationen nachgezeichnet werden, wobei der Schwerpunkt das 19. Jahrhundert ebenso behandelt wird wie die Weimarer Republik und der Nationalsozialismus. Der Schwerpunkt der Vorlesung liegt auf der Geschichte der Gefängnisreform in der ‚alten’ Bundesrepublik.
Hauptseminar: Eingesperrt. Geschlecht, Fürsorge und (unfreie) Arbeit in geschlossenen Anstalten des zwanzigsten Jahrhunderts
Annalisa Martin
WS 2023/2024
Das Seminar wird eine Reihe von geschlossenen Einrichtungen - darunter das Gefängnis, die Psychiatrie, das Arbeitshaus oder das Erziehungsheim - anhand von historischen Quellen und einschlägiger Sekundärliteratur untersuchen. Wir werden gemeinsam die Entwicklung der geschlossenen Anstalten im zwanzigsten Jahrhundert und ihre Beziehung zur breiteren Gesellschaft betrachten. Im Laufe des Semesters werden wir die Kontexte von Geschlecht, Fürsorge und (unfreier) Arbeit untersuchen. Gemeinsam werden wir uns dann den Hinterlassenschaften dieser Institutionen, den Wiedergutmachungskampagnen und der historischen Erinnerung zuwenden.
Proseminar: "Hips don't lie?". Geschlechtergeschichte der Medizin
Naima Tiné
1. Block 06.11 & 07.11.2023
2. Block 11.12 & 12.12.2023
3. Block 08.01 & 09.01.2024
Die Geschichte der Medizin erlebt seit geraumer Zeit eine Neuorientierung: Wurde sie lange Zeit als historistische Erfolgsgeschichte, die aus einer Aneinanderreihung diverser Entdeckungen durch (meist männliche) Ärzte bestand, geschrieben, findet heute eine kritische Auseinandersetzung mit medizinischen Praktiken statt. Aktuelle Studien belegen, dass medizinische Forschung meist auf den männlichen, mitteleuropäischen Körper zugeschnitten ist, was eine schlechtere Versorgung derjenigen zur Folge hat, die dieser Gruppe nicht angehören. Medizinische Gutachten spielen nach wie vor eine große Rolle bei dem Kampf um Anerkennung von Transidentitäten. Das zeigt: Gender und Medizin sind aufs engste miteinander verwoben und stehen in einem reziproken Verhältnis zueinander: Medizin ist vergeschlechtlicht und Vergeschlechtlichung findet durch medizinische Praktiken und Konzepte statt. Das Seminar wählt dieses Verhältnis als Fluchtpunkt, anhand dessen die gesellschaftliche Dimension von Medizin in der (frühen) Neuzeit ausgelotet werden soll und macht es sich damit zur Aufgabe, bestehende Verhältnisse zu historisieren und in ihrer Gewordenheit zu erklären. Wir werden sowohl Sekundärtexte als auch Quellenmaterial bearbeiten.