Zwischen TrohnSaal und Frawenzimmer
Anliegen: Das Projekt, im November 2011 begonnen, hat das Ziel, auf die frühneuzeitliche Fürstinnen-Kultur im Herzogtum Pommern, mit Schwerpunkt auf Pommern-Wolgast, aufmerksam zu machen.
Das heißt im Einzelnen:
1. Entdeckung und Sichtbarmachung eines unbekannten Terrains unserer Landesgeschichte: der Fürstinnen-Kultur, verstanden als weibliche Handlungsräume und Handlungsfelder
2. Förderung des öffentlichen Interesses an Landeskulturgeschichte
3. Impulse für die landes(kultur)geschichtliche Forschung ohne Aussparung der Kategorie Geschlecht
4. Bildungsangebote für unterschiedliche Adressatengruppen (Außenstandorte)
5. Angebote für die touristische Nutzung der Landeskulturgeschichte (infrastrukturelle Impulse: Loitz, Wolgast) Struktur: Aufgrund der großen Resonanz in Fachkreisen hat sich das Projekt im Sommer 2012 in zwei Teilprojekte aufgeteilt: A 2014 (vorauss. ab April/Mai) Ausstellung im Stadtmuseum Wolgast mit Außenstandorten St. Petri (Wolgast), Stadt-und Schlosskirche Loitz, Schloss Ludwigsburg, Leitung in Wolgast: Dr. Barbara Roggow. B 2014 (Mai)Wissenschaftliche Tagung in Greifswald, veranstaltet von der Historischen Kommission für Pommern und der Universität. Forschungskontext: In den letzten Jahren intensivierte sich auffällig die Erforschung der politischen und kulturellen Handlungsräume von Fürstinnen bedeutender Dynastien in der Frühen Neuzeit, Schwerpunkt Ende des 16. bis zur Mitte 17. Jahrhundert. Das Interesse gilt vor allem kursächsischen, brandenburgischen und hessischen Fürstinnen sowie weiblichen Angehörigen des Braunschweig - Wolfenbütteler Hofes. Steht für Historikerinnen die Frage nach den Umständen des politischen Selbstverständnisses und Handelns im Mittelpunkt ihrer umfangreichen, i.d.R. bislang nicht genutzte Quellen erschließenden Untersuchungen, orientieren kulturwissenschaftlich ausgerichtete germanistische Arbeiten auf die Repräsentationsformen frühneuzeitlicher weiblicher Herrschaftspraxis. Insbesondere rückte das Buch als „zentrale(s) Objekt adligen Selbstverständnisses im Kontext konfessionellen und kulturellen Handelns in der Frühen Neuzeit“ (Bepler 2004) in den Fokus. Über die Kulturtechniken „Sammeln, Lesen, Übersetzen, Schreiben“ (Bibliotheken, Inventare, Stiftungen) wird es so möglich, konkrete höfische Praxis zu rekonstruieren und ihre gegenwärtig noch wahrnehmbaren materiellen Zeugnisse zu kontextualisieren.Finanzierung: 2012: IZfG, Mitteln aus dem Ministerium für Soziales 2013: IZfG, Mittel aus dem Ministerium für Soziales2014: Mischfinanzierungen
Publikation "Zwischen TrohnSaal und Frawenzimmer"
1. BUCH (Objekt der Repräsentation und kultureller Produktion)
1.1. Buchbesitz
Lesen: Bücher als Geschenke , Aussteuerbesitz, Anschaffungen während ihrer Regentschaft als Herzoginwitwe in Loitz, ev. bereits als Erzieherin ihrer unmündigen Kinder nach dem Tod des Herzogs 1592 und bis zur Regierungsübernahme Philipp Julius’ 1603
Sammeln: (noch keine Indizien, aber Prägung durch Herkunft))
Stiften: Stiftung der Kirchenbibliothek in Loitz
Förderung: Sophia Hedwig als Mit-Auftraggeberin des einmaligen Schriftzeugnisses pommerscher Kultur: das Reisetagebuch Friedrich Gerschows zur Bildungsreise von (Herzog) Philipp Julius 1602-1603 von 1605
1.2. Schreiben (von Büchern, literarischen Texten):
Erdmuthe von Pommern, geb. von Brandenburg (1561-1623), Stettin, danach Witwensitz in Stolp, ab 1577 verh. mit Johann Friedrich von Pommern, Schwägerin von Hzg. Philipp Julius, schrieb für ihre verwitwete Halbschwester in Dresden, Kurfürstin Sophie von Sachsen (ab 1591 Witwe) ein Gebetbuch. Dieses Gebetbuch wurde in weiblicher Linie weiter vererbt.
Geistliche Lieder, Gelegenheitsgedichte etc.
1.3. Einträge in Stammbücher
Diese Schriftzeugnisse führen die Fürstinnen als Repräsentantinnen ihre Herkunftsdynastie sowie deren Einbindung in die Reichs- und europäische Politik vor. Mit der Entscheidung für Sprache, Text und Unterschrift konstituieren die Schreiberinnen ein repräsentatives Selbstbild.
2. URKUNDEN/ BRIEFE/ Chronikalische Zeugnisse
2.1. Hausbuch des Herrn Joachim von Wedel
Dokument der Auseinandersetzung um das Regentschafts-Selbstverständnis der Fürstin: frühneuzeitlicher „Weiberherrschaft“-Diskurs (nach Heide Wunder indiziert dieser Diskurs Konflikte frühabsolutistischen Herrschaftsverständnisses und –praxis)
2.2. Briefe
Mit-„Regentschaft“ als Gemahlin des Fürsten; eigene Regentschaft als Witwe, politische Akteurin im hochadligen überregionalen Netzwerk im Reich (Bsp. Eheanbahnung), Pflege des weiblichen Netzwerkes: Braunschweig-Brandenburg-Kursachen-Pommern
3. KUNSTOBJEKTE/ KUNSTBESITZ
Herzoginnen als Vermittlerinnen und Förderinnen des zeitgenössischen Kunsthandwerks und der Künste